Mittwoch, 29. Juli 2015

Was das Prioritätensetzen mit Freizeit geniessen zu tun hat und wie man nebenbei Glücksgefühle erzeugt.

Wer mir auf Twitter @bewusstbeimir folgt, hat’s mitgekriegt - ich war in diesen Tagen mit meiner
Expo Milano
Mutter in Mailand und habe die Weltausstellung Expo 2015 besucht.

Es hat sehr Spass gemacht, die Präsentationen verschiedener Länder zu geniessen und in deren Energie und Botschaft einzutauchen. So nebenbei habe ich spannende bewusstbeimir-Erkenntnisse gekriegt, welche ich Ihnen nicht vorenthalten möchte!

Um die Bild-Impressionen darüber mitzukriegen, kann die Posts auf Twitter unter #bewusstbeimir und #expo2015 anschauen gehen. In der Podcast-Episode (iTunes „bewusst bei mir“) zu diesem Blogbeitrag werde ich zudem einige Geräusche der Expo miteinbinden.

Also - hier die Story über mein "Super-Adventure" :-D

Der Plan war, drei Tage inklusive An- und Abreise zu investieren, die 1. beiden Tage an der Expo und die paar Stunden vor der Abfahrt am dritten Tag noch den Mailänder Dom zu besuchen. Dieser Plan ging auf. :-D Yes!

Interessant waren die vielen Eindrücke, 
die uns natürlich nicht nur bei der Ankunft in Mailand empfingen, sondern vor allem als geballte Ladung auf dem Messegelände.

Wahnsinnige Bauten
Die erste und zum Glück letzte Odysse erlebten wir nur, weil wir das Metro- und Zugsystem nicht sofort begriffen. Da haben wir einiges an Zeit verloren und waren dann dementsprechend ein wenig frustiert, als wir endlich auf dem Messegelände eintrafen.

Da jedoch wurden wir mit einer Toporganisation überrascht, die nicht im geringsten „italienisch“ ist, finde ich (nichts gegen „the italian way of beeing“… aber in Sachen Organisation sind sie wohl ein wenig entspannter unterwegs als wir Schweizer, nicht wahr? Hier haben sie ihre Professionalität bewiesen, meine Meinung). Unsere Tickets hatte ich schon Tage zuvor elektronisch als QR-Code im Iphone gespeichert gehabt.

Sicherheitshalber fragte ich mich über Twitter bei @askExpo; nicht dass wir ohne ausgedruckte Tickets dann doch keinen Zugang kriegten. Aber meine Sorgen waren umsonst. @askExpo antworte postwendend und sehr einladend, dass der Zugang selbstverständlich auch mit Tickets im Smartphone möglich sei - solange das Ticket gültig ist. Logisch.

Kennen Sie das? 
Zwar oder endlich befindet man sich im Urlaub, und meint, „nichts tun zu müssen“, schon ist man doch wieder mit dem Management von Dingen beschäftigt:

- Ich habe Hunger.
- Meine Beine fühlen sich müde an.
- Wo sind die Toiletten?
- Durst hätte ich eigentlich auch.
- Welchen Pavillion schauen wir zuerst an?
- Hunger! 
- Ausruhen. Biiiitteee.

All dies für sich selber zu koordinieren und Prioritäten in komplett neuem Umfeld zu setzen, ist eine Geschichte. Aber es kommt ja auch die andere dazu: die Geschichte meiner Begleiterin, meinem Mami. Auch sie hat Bedürfnisse und wir zwei somit die Herausforderung, die von uns beiden so zu organisieren, dass es friedlich und ohne Gehässigkeiten von sich geht. Wie das funktioniert? Die Mütter unter Ihnen ahnen es bestimmt schon lange: Jetzt heisst es, zu kommunizieren. Nein, nicht die Gedanken des anderen zu lesen. Kommunizieren. Zusammentragen, welche Bedürfnisse und welche Wünsche da sind. Und dann - wer hätte es gedacht: Prioritäten zu setzen. 

Interessant ist, wie sich während dieser Reise meine ursprünglichen Ziele leicht verändert haben… 
Ich wollte herausfinden, was die Länder an der Expo in folgenden Themen zu präsentieren haben:

- Förderung von Frauenbusiness
- Menschlichkeit
- bewusstbeimir

Nach den ersten Stunden mit obigen Managementherausforderungen habe ich meinem Mami schmunzelnd erklärt, dass ich meine ursprünglichen Expo-Themen im Aussen wohl nicht finden werde. Niemand nahm zu diesen Punkten Stellung. Ausser, dass es "Women-Weeks" gegeben hat, die wir verpasst haben.
Dafür fand ich diese Themen in unserem „Innern“. In der Art und Weise,wie wir mit uns dieses Abenteuer zu erleben entscheiden.

Vor allem das Stichwort „bewusst bei mir“ drängte sich stark vor.
Vor Sonne und Regen sicher - die "Bahnhofstrasse"

Nach der ersten Krisenintervention (Toilette, Hunger), nutzten wir die Gelegenheit, um die Basis unserer Vorgehensweise für diese noch 2,5 Tage zu besprechen. Wir sassen im ersten Restaurant gleich nach dem Eingang (schliesslich hatte es wirklich pressiert und die Prioritäten waren unausgesprochen klar). 

Um uns herum herrschte reges Treiben: 
Familien versuchten halb verzweifelt, ihre individuellen Bedürfnisse zu befriedigen und verständigten sich selbstverständlich schreiend von den Tischen über die Theke hinweg; Kinder quietschten, weinten oder schrien und das Geschirr, welches von den eifrigen Angestellten eingesammelt, gewaschen und verräumt wurde, klapperte und schepperte. Die Gesprächsfetzen, die wir mitkriegten, sagten viel darüber aus, wie die meisten Menschen sich hier organisieren. Unsere stummen Blicke sagten dasselbe aus: WIR machen das bestimmt nicht so.

Von einer vermeintlichen Attraktion zur anderen hüpfen. Stundenlang anstehen, nur um nachher sagen zu können, „da waren wir auch!“. Andere Menschen anrempeln, nur weil wir im Eifer des Gefechtes vergessen, dass wir gar nicht im Krieg sind? Nein. Das wollten wir nicht.

Und so klärten wir, wie wir vorgehen wollten. Sammelten unsere Wünsche, mit dem Wissen, dass es in Ordnung ist, wenn wir nicht jeden Wunsch erfüllen. Und entschieden uns für eine Taktik des Vorwärtskommens: Im Zick-Zack am Hauptstream (heimlich nannten wir diese Hauptachse die „Bahnhofstrasse“) entlang nur diejenigen Pavillons besuchen, die entweder unserem Wunsch entsprachen oder uns besonders erfolgreich lockten. Und wir klärten von Beginn an, dass unsere elementaren Bedürfnisse wie Toilette, Wasser und Hunger, aber vor allem Kaffeepause zu machen ;-D - stets Priorität haben. Und sollten wir etwas "verpassen", soll es wohl für uns nicht sein. Punkt. 

So. Es konnte losgehen.

Dieser Schlachtplan als Basis war gut, wirklich! 
Das Wichtigste in meinem Leben :-)
Er gab uns Ruhe und Entspannung ins Prioritätensetzen. Es war nicht immer einfach... Manchmal musste dann doch der eine oder andere Wunsch gestrichen werden. Vor allem am ersten Tag, wo ich nicht mehr aus dem Kaffee-Cluster hinaus zu locken war… Als Kaffeetante war ich begeistert vom weltbesten Cappucchino, den ich je gekostet hatte - und ich kriegte ihn sogar in der Large-Version! Sofort sortierte ich meine persönlichen Prioritäten neu und entschied, lieber ein Stündchen im Schatten auf der gemütlichen Holzbank die Leute zu beobachten und genüsslich Kaffee zu schlürfen, als mein Mami in die Pavillons zu begleiten... So ging diese alleine von dannen.

Und etwas Wunderbares geschah: 
Je länger wir diese Form von „flexiblem und toleranten Prioritätensetzen“ durchzogen, umso klarer blieb jede bei sich. Anstatt der anderen aus Nettigkeit kein „Nein“ zu präsentieren, sprachen wir uns sachlich darüber aus, was jede jetzt grad wollte. Und fanden einen Weg, dass jede dies kriegte. Wir begannen diese Klarheit und dieses „zu sich stehen“ immer mehr zu geniessen.

Kaum hatten wir dies im Griff, ging aber gar nichts mehr. Alle Energie war weg. 

Ich war nicht mehr bereit, nur einen Meter mehr zu gehen. Die Müdigkeit schien mir von einer Sekunde zur anderen - ohne Vorwahrnung - bewusst zu werden.

Wie war das schon wieder? Wann wollten wir Menschen das Beamen erfinden? 

Ich wollte nur noch ins Hotel, duschen und mich hinlegen. Und zwar schnell. 

Mir wurde bewusst, dass ich jetzt mit zunehmendem Energieverlust das Risiko erhöhte, unfreundlich zu werden. Aber das hatte weder mein Mami noch ich verdient. 

So setzten wir uns hin und berieten, wie wir (nun, in Gottes Namen ohne zu beamen) am besten vorgehen. Erstmal Pause und ausruhen. So mag sich der eine oder andere gewundert haben, als wir beide uns frech auf den Ruhebänken ausstreckten und ein Powernap reinzogen. Aber die 10 Minuten Dösen bewirkten das ersehnte Wunder: Erfrischt und zufrieden traten wir den Rückweg ins Hotel an.

Stimmung im Marokko-Pavillon
Bewusst bei mir heisst nicht nur, sich klar darüber zu werden, was man braucht und wie man es erhält, sondern auch, sich einzugestehen, dass man es sich Wert ist. Egal wer sich über uns wundert (interessant war, danach die Menschen zu beobachten: Auf einmal fiel uns auf, dass sich auch andere getrauten, sich hinzulegen. Schön, nicht wahr?).

Wo dieser erste Tag für uns beide als anstrengend daher kam, war der zweite einfach wunderbar: Wir wussten schon, wie die ÖV in Mailand funktioniert, wir kannten unsere Expo-Strategie und sagten uns bei jeder Gelegenheit, wie schön wir es haben und wie toll es ist, keinen Attraktionen nacheifern zu müssen. 

Denn die Attraktion sind wir! 
Wie in Oman selber, gell?
Das geniessen jedes einzelnen Momentes mit uns. Ob wir gerade den Folklore-Umzug eines östlichen Landes bestaunten, die orientalischen Düfte im Marokko-Pavillon wirken liessen, die exotischen Klänge und Bilder vom Oman bestaunten, den fruchtig-prickelnden Drink im futuristischen Russland munden liessen, in einem lauschigen Park auf unseren Bio-Italian-Toast warteten oder die fantastisch ausgeklügelte Choreographie von Israels Demonstration bewunderten. 

Jeder Moment war derart glücksergreifend! Weil wir in jedem dieser Eindrücke versuchten, unser Herz zu öffnen, Slow-Motion zu überprüfen und bewusst zu SEIN. 

Und die Summe all dieser wunderbaren, eindrücklichen bewussten Momente hat ein riesiges Glücksgefühl in mir drin erzeugt. 
Auch, jetzt, wo ich wieder daran zurückdenke, wird es erneut aktiviert und verstärkt. Es erweitert
meine Herzgegend und ist riesengross! Vielleicht spüren Sie diese wunderbare Energie auch ein bisschen? Das wäre wunderbar.

Was mich jetzt sehr dringend interessiert, wie Sie es in den vergangenen Tagen - wahrscheinlich auch Ferientage? - mit dem Prioritätensetzen gehandhabt haben. Haben auch Sie "bewusst bei mir"-Momente erlebt? Wie haben diese sich gezeigt? Was haben Sie dafür getan, um diese erleben zu können?

Ich wünsche Ihnen viele weitere „bewusst bei mir“ Momente.

Und vergessen Sie nicht: 

Sie sind "bewusst bei mir", weil Sie es sich Wert sind. Und weil Sie es können.


Herzlich, Chantal Perrinjaquet

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