Gerade bei uns Frauen beobachte ich, wie wir in strengen Zeiten unglaubliche Kräfte mobilisieren können. Womit das zu tun hat, könnte man einen eigenen Blogbeitrag schreiben.
Der meist unbewusste Drang, Gutes zu tun, anderen zu gefallen und im Namen der Harmonie lieber "alles" selber zu machen, als auf die Vollendung der delegierten Aufgaben zu bestehen, verstärken die Notwendigkeit, diese Kräfte zu mobilisieren.
Schliesslich hat es letztes Mal auch gut geklappt, dann wird es jetzt wieder gehen, nicht wahr?
Fakt ist, dass das Risiko, in einen Teufelskreis der Überaktivität zu kommen, sehr hoch ist. Zu hoch, würde ich meinen. Egal wo ich hinschaue und hinhöre, ich sehe und beobachte folgendes:
- Das Hetzen von einem Termin zum Anderen: Egal ob im Business (interne und externe Termine) oder für die Familie (Bringen und Abholen der Kinder zu Sport-, Musikunterricht und Freunden etc).
- Empfangen und Betreuen von Besuch (gerade jetzt in der Advents- und Weihnachtszeit): Es braucht Zeit für die Vorbereitung, Zeit für die Besucher selber und danach für das Aufräumen.
- Selbstverständlich muss der Haushalt perfekt sein, nichts darf rumliegen und die Weihnachtsguetsli müssen auch selbst gebacken sein. Ein Herumgeflitze, dies und das und dort auch noch!
- Die Kinder verlangen natürlich auch ihre Aufmerksamkeit (Hausaufgaben, kleine und grössere Sorgen und machmal einfach Kuscheln). Ungeduld und barsche Antworten nehmen den Platz ein.
- Auch die Haustiere müssen versorgt sein (Gassi gehen, Schlafplatz säubern, zu Fressen geben), es wird in Eile erledigt.
- Nicht auszudenken, wenn jemand in diesem Umfeld krank ist! Egal ob die Kinder, Partner, Besuch oder die Haustiere: Es sind zusätzliche Aufgaben, die wir ungefragt und selbstverständlich übernehmen.
(Diese Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.)
Je nach dem, ob es sich nun um eine Frau handelt, welche vollamtlich das Hausmanagement inne hat oder Teilzeit noch im Arbeitsprozess ist (angestellt oder im eigenen Business) oder ob diese Frau keine Familie, dafür ganz im Arbeitsprozess (angestellt oder im eigenen Business) ist, sind die Zusammensetzungen obiger Aufzählungen anders in Gewicht und Vorkommen.
Das Resultat ist dasselbe. Wir bugsieren uns in eine tiefe Erschöpfung hinein und staunen dann noch, dass wir uns mit "einfachen" Dingen nicht mehr erholen. Ist es das Wert?
Und: was ist danach? Wie geht es uns, wenn die Stressphase vorbei ist?
Je tiefer wir im Teufelskreis stecken, um so schwieriger wird es, sich danach aufzutanken.
Kennen Sie das auch? Kaum ist der Besuch draussen, kaum sind die Feiertage durch oder worum es auch immer ging: Sie kommen einfach nicht zur Ruhe? Wenn Sie sich hinsetzen, im Vollbad ein paar Takte runterfahren wollen, oder in der Massage sich entspannen möchten:
DANN GEHT ES NICHT?
Bevor ich diesen Artikel geschrieben habe, habe ich auch in meiner neuen Community {Bewusst bei mir} auf Facebook nachgefragt, wer das kennt. Obwohl es sich um ein sehr persönliches Thema handelt, habe ich doch ein bestätigendes Echo gekriegt.
- Ein plagendes, inneres Kribbeln hält an.
- Ein hoher Puls oder gar Herzrasen wird beobachtet.
- Oberflächliches, schnelles Atmen.
- Im Kopf drehen sich scheinbar tausend Dinge: entweder weitere ToDo's oder ein Chaos von Millionen von Gedanken.
- Nachts kann man nicht schlafen. Das zeigt sich in diversen Formen.
- Oder es ist da eine Leere. Eine Art Unfähigkeit, ein Fazit über die vergangene, strenge Phase zu ziehen und eine innere Standortbestimmung zu machen.
- Definitiv ist man nicht in der Lage, sich auszuruhen.
Die Folge ist leider meistens, dass man unbewusst den Teufelskreis wieder nährt. Die Versuchung
kommt entweder mit einer weiteren Forderung von aussen (ein Mitarbeiter oder ein Kind hat ein Problem, das scheinbar nur wir lösen können), der wir nachgeben oder wir setzen uns von alleine an ein nächstes "Projekt".
Wir vergessen, nicht geruht und aufgetankt zu haben.
Leider funktioniert es nach einer vermehrt vorgekommenen Akut-Phase nicht, sich von 100 auf 0 in die Ruhe zu bringen. Weder sich hinzulegen, still da zu sitzen, ein Vollbad zu nehmen noch zu meditieren wird Ihnen gelingen. Und das ist völlig "normal", es liegt in der Natur der Sache.
Diese Dinge sind zwar sehr wertvoll, wenn man sich nicht in einem Teufelskreis befindet. Wenn man ein ausgeglichenes Leben lebt, welches im Alltag breitgefächert dafür sorgt, dass stressige Zeiten auffangbar sind. Wie man ein solches ausgeglichenes Leben (mit einem übergeordneten Plan*) aufgleist, ist Thema in meinem nächsten Blogbeitrag.
Zuerst schauen wir uns an, wie wir uns nach der Akut-Phase auffangen und dem Teufelskreis entkommen können!
Sind Sie bereit, um aus der Stress-Falle hin zu mehr Ausgeglichenheit zu kommen?
Das ist die Schlüsselfrage. Denn sie impliziert den eigenen Willen. Wie immer und überall in der persönlichen Entwicklung steht und fällt ein neuer Prozess und ein Wandel mit dem Fakt, ob man das "Neue" wirklich will.
Viele wollen unbewusst gar nicht. Erzählen zwar davon, dass sie würden, wenn sie könnten. Aber sie ziehen es nie durch. Alles andere ist am eigenen Leiden schuld: Der Besuch, die Kinder, die Mitarbeiter, der Partner, die Eltern, etc.
Wenn man Ausreden finden möchte, wird man welche finden! Wer "Opfer" bleiben möchte, wird es schaffen, seine Situation zu untermauern.
Nur wer die Veränderung wirklich will, hat die Basis für den neuen Weg. Und dann kommt der innere Plan und das Commitment**, wie man ihn umsetzt. Und dann das Tun. Und für das Tun und Umsetzen habe ich Ihnen einige Tipps zusammengefasst.
Auch hier nutze ich die Kraft des Bewusst-Werdens.
5 Schritte, sich nach einer Stressphase zu erholen:
- Am Anfang steht das "bewusst werden": Es kann der Moment sein, wo Sie sich mit Herzrasen oder innerem Kribbeln dabei erwischen, gar nicht zur Ruhe zu kommen. Bedanken Sie sich bei sich selbst, dass dies jetzt bewusst werden durfte! Nehmen Sie es an! Ohne es mit Emotionen zu bewerten. Es ist einfach. Und es ist ok.
- Atmen Sie zwei, dreimal tief ein- und aus. Atmen Sie genau in dieses Bewusst-werden hinein! Spüren Sie die Dankbarkeit, dass "es" *bewusst* werden durfte. Und geniessen Sie, was sich jetzt schon ändern darf.
- Dann entscheiden Sie, dass Sie es sich Wert sind, diese wichtige Phase der Regeneration zu erleben. Werden Sie sich zudem *bewusst*, wie stark Sie schon in einem Teufelskreis stecken, wie lange diese Phase schon andauert und ob es vielleicht noch einen übergeordneten Plan* braucht, um nach dieser Erholungsphase nicht wieder dasselbe negative Muster zu nähren. Alles ist gut. Sie stellen dies nur fest. Ohne emotionale Bewertung. (Sollten Sie sich trotzdem dabei ertappen, dass Emotionen hochkommen, dann schalten Sie bitte eine Phase dazwischen: Lassen Sie diese Gefühle zu! Möchten Sie am liebsten weinen? Dann weinen Sie! Möchten Sie am liebsten toben? Dann toben Sie! Verschieben oder verdrängen Sie es nicht. Genau dann, wo es anklopft, soll es gelebt werden. Solange es dabei keine Menschen verletzt oder Sachbeschädigungen verursacht, ist es völlig ok. Und wenn es vorbei ist, beginnen Sie wieder mit Punkt 2.) Falls es einen übergeordneten Plan* bräuchte, entscheiden Sie jetzt, wann Sie diesen schmieden möchten (z.B. in einer ruhigen Stunde heute Abend).
- Wichtig: Nur wenn Sie sich JETZT für eine Veränderung entscheiden, wird sie eintreten. Ansonsten merken Sie gar nicht, wie Sie dem unbewussten und starken Drang der alten Gewohnheit nachkommen und schon wieder eine neue Aktivität aufnehmen und in die nächste Hyperaktivität gleiten!
- Weil Sie sich für SICH entschieden haben, sind Sie immer noch am bewussten Ein- und Ausatmen. Gratulieren Sie sich dafür! Sie tun das, weil Sie es sich WERT sind. Dazu gehört, dass Sie sich nun versprechen, die Regeneration durchzuziehen. Egal, was Sie davon abhalten möchte (Sie müssen mit allen "Tests" rechnen! Nicht nur Ihre unbewussten Muster, sondern auch Ihr Umfeld wird Sie in den folgenden Tagen und Wochen herausfordern und möchte Sie wieder im alten "Trott" haben!). Entscheiden Sie JETZT, zu sich zu stehen. Auch, NEIN zu sagen. Und falls jetzt gerade jemand ins Badezimmer möchte, während Sie in der Badewanne bewusst atmen, beginnen Sie schon jetzt, sich durchzusetzen! "Nein. Bitte lass mich einen Augenblick alleine, danke!"
Je nach dem, was für ein Typ Sie sind, geht es nun anders weiter:
Die sehr aktive Frau, die ihre Stressphase vor allem mit "Gehetze" und "Terminstress" ("herum rennt") ausdrücken würde, darf sich jetzt langsam Zeit nehmen, um zu sich zu kommen.
Bitte machen Sie keine körperlichen aktiven Ausgleichstätigkeiten (Joggen, Fahrrad o.ä.)! Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass der Typ Mensch, der Stress durch Aktivitäten hat und Erholung auch mit Aktivität verbringen möchte, Herzinfarkt gefährdet ist.
Entscheiden Sie sich deshalb für eine "liebevolle Brückentätigkeit". Etwas, was noch nicht vollkommene Ruhe ist, aber auch nicht hohe Aktivität. Zum Beispiel ein Spaziergang, ganz alleine.
(Lassen Sie zu, dass die Gedanken fliessen und geniessen Sie die Kälte auf Ihrem Gesicht und den Wind in Ihrem Haar! Atmen Sie bewusst. Erlauben Sie sich, verschiedene Geh-Tempi auszuprobieren: Einmal Schlendern, einmal zügig vorwärts schreiten.)
Oder sich im Vollbad mit einer Massagebürste langsam und sanft zu peelen und das Shampoo langsam ins Haar einzumassieren. Nehmen Sie Sinnlichkeit mit dazu! Und geniessen Sie.
Falls Sie aber der Typ sind, der den Stress mehr über innere Gedanken (was man noch alles müsste und "was denken die anderen" oder "ich kann nicht mehr", "es ist zu dunkel draussen" und "ich habe keine Lust") erlebt und sich als melancholisch oder gar depressiv bezeichnen würde, würde Ihnen eine aktive Tätigkeit sehr gut tun.
Auch hier bitte die Ziele nicht zu hoch setzen: Es muss nicht sofort Joggen oder ein neues Fitnessabo sein. Machen auch Sie eine Brücke! Auch hier kann ich den Spaziergang sehr empfehlen. Oder einige Yogaübungen auf dem Wohnzimmerboden (Anleitungen gibts auf Youtube zu genüge).
Die Bewegung ist nicht nur für das eingesunkene Gemüt sehr heilsam, sondern erwiesenermassen auch für die Figur und das Immunsystem essentiell wichtig.
Geben Sie sich viel Zeit, um in der Ruhe-Phase nach wieder anzukommen.
Webinar zu diesem Thema Montag, 21.12.2015 um 20 Uhr, hier geht's zur Gästeliste!
Je länger die Akut-Phase gedauert hat und je öfter hintereinander Sie eine solche "hingelegt" haben, umso länger darf diese Ruhezeit nun dauern. Manchmal reicht 1 Stunde. Manchmal braucht es mehrere Tage.
Hören Sie auf die Zeichen Ihres Körpers! Wenn Sie mitten am Tag Lust haben, sich hinzulegen, dann tun Sie es!
Sie sollten erst dann wieder im Alltag mitmischen, wenn Sie in dieser Phase spüren, dass Sie wieder in sich ruhen. Wenn Sie eine Art Frieden spüren. Wenn Sie wieder lächeln mögen!
Und das wünsche ich Ihnen von Herzen: Dass Sie diesen Frieden spüren! - Es beginnt mit Ihrem Willen.
Weil Sie es sich Wert sind. Und weil Sie es können.
Herzlich, Ihre Chantal Perrinjaquet
P.S.
Ich veranstalte am Montag Abend, 21.12.2015 um 20 Uhr ein kostenloses Webinar zu diesem Thema. Seien Sie auch dabei, und stellen Sie mir Ihre Fragen dazu (unten in den Kommentaren)! Hier geht's zur Anmeldung. Und falls Sie zu dieser Zeit nicht frei sind, kriegen Sie danach ein Replay zur Verfügung gestellt: https://chantalperrinjaquet.leadpages.co/webinar-bewusstbeimir/
*Der übergeordnete Plan: Damit meine ich die präventive Handhabung des Alltages, damit man schon gar nicht in solch einen Teufelskreis kommt. Mehr dazu im nächsten Blogbeitrag.
**Ein Commitment (= "Verpflichtung") kann man sich selbst oder Zeugen gegenüber äussern. Wer die Kraft des Commitments nutzen möchte, setzt sich nicht unter Druck, sondern nimmt den positiven Stress, der dadurch entstehen kann und kanalisiert ihn in eine motivierende und resultatorientierte Richtung.
Ein Commitment einer wohlwollenden Gruppe gegenüber ist unglaublich stärkend. Es sollten Zeugen sein, die einen verstehen und nicht vom neuen Ziel abhalten wollen. Meine neue Facebookgruppe {Bewusst bei mir} bietet ein solches Gefäss an. Commite und die Gruppe hilft Dir, Ziele zu erreichen!
Fotos von Fotalia.com